Frau Fricke wundert sich, was Barbie so beruflich macht

Ich brauche ein Blog, sagen alle. Ganz dringend braucht man das, denn wer kein Blog hat, der ist praktisch überhaupt nicht da. Ich bin da. Also brauche ich ein Blog. Jetzt hab ich eins.

Sogar Barbie hat ein Blog. Das lerne ich beim Social Media Day in Barcelona. Da lerne ich auch, dass es Dinge gibt, die man offenbar nicht so leicht lernen kann. Konsequentes Storytelling zum Beispiel. Der Creative Direktor, der sich das Barbie-Blog ausgedacht hat, erzählt nämlich wie sie mit vier Leuten zur „Paris Fashion Week“ gefahren sind, um da „stunning fashion photos“ mit Barbie zu machen. Klitzekleine Kuchen hätten sie sogar gebacken, um ein Frühstück mit Ken in Szene zu setzen. Das ist hübsch! Aber dann wird’s unschön.

Ob Barbie denn auch ein LinkedIn-Profil hätte, fragt launig der Mann, der später einen seltsamen Vortrag über LinkedIn-Profile halten wird. Der Barbie-Mann hat dafür kein Chart in seiner Powerpoint-Präsentation. Das macht ihn nicht glücklich. Klar hätte sie das, sagt er und ich frage sofort – weil mich das wirklich interessiert – „Oh, was macht denn Barbie so beruflich?“ Der Barbie-Blog-Mann murmelt etwas, das sich so wie „Dies und das“ anhört. Aber das versteht man nicht so, weil alle im Saal lachen.

Danach gibts eine Podiums-Diskussion, in der man uns vier irrsinnig erfolgreiche Instagrammer vorstellt. Ich frag schon wieder was, nämlich, worin denn der Erfolg bestünde. Das ist, ich merke das gleich, keine gute Frage. Alle Mienen verfinstern sich, als hätte ich das „Social“ aus dem Social Media Day geklaut und mit festem Blick auf ihre Schuhspitzen antworten alle: Also, leben könne man davon natürlich nicht. Aber Follower hätte man eben jede Menge. Ja, das ist natürlich schön, wenn man so verfolgt wird. Das sehe ich ein. Und wer muss schon leben?

Mich verfolgt danach nur noch eine Frage: Wie hat Barbie es geschafft von meiner Spielzeugschublade in die internationale Business-Welt zu kommen?

Also suche ich ihr Profil auf LinkedIn. Natürlich hat Barbie KEIN LinkedIn-Profil. Aber es gibt eine „Fokusseite von Mattel“ – Bereich Konsumgüter. Ich würde nicht gern über mich hören, ein Konsumgut zu sein, aber ich bin auch nicht Barbie. Im sehr kurzen Info-Text steht nur, sie hätte seit 1959 „150+ careers“ gehabt. Der LinkedIn-Profil-Mann hätte hier die Augenbrauen gehoben. Das könnte schwierig werden bei HR-Leuten. Barbie will aber wohl auch gar nicht arbeiten, denn „my true calling remains – encourage generations of girls to place no limitations on their ambitions.“ Ich verstehe sofort: Da gehts um den Kreditrahmen. Denn was folgt, sind jede Menge Fotos von Barbie in schicken Klamotten, mit neuem Lippenstift, vollen Einkaufstüten und frisch lackierten Fingernägeln. Sieht alles teuer aus, aber da wo sonst Angaben zu Ausbildung und Beruf stehen – nichts. Gar nichts. Fehlanzeige.  Und – jetzt kommt’s – die meisten ihrer Follower sind Männer. Bin ich wirklich die Einzige, die da ins Grübeln kommt?

Barbie

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